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Einsatzgrundsätze für Scharfschützen

Der Scharfschütze bekämpft mit gezieltem Einzelschuß wichtige Einzelziele. Er wird dafür entsprechend ausgerüstet und ausgebildet. Seine Waffe ist das Gewehr mit Zielfernrohr oder ein spezielles Scharfschützengewehr. Ein scharfes Auge mit gutem räumlichen Sehvermögen, eine ruhige Hand, ein gutes Gehör und körperliche Gewandheit sind die Merkmale, nach denen ein Scharfschütze ausgewählt wird. In der Ausbildung lernt er scharf zu beobachten, Ziele rasch zu erkennen und anzusprechen und im günstigen Augenblick treffsicher zu schießen, dabei aber vom Feind unerkannt zu bleiben.

Allgemeine Grundsätze für den Einsatz:

Die Scharfschützen werden grundsätzlich paarweise eingesetzt (Zusammenarbeit beim Beobachten, Schießen, Tarnen und Stellungsbau). Ein Scharfschütze wird dabei den Schuß wahrnehmen, während der andere die Trefferlage und die Umgebung beobachtet ("Spotter"). In besonderen Lagen können die Scharfschützen der Züge zu einer Scharfschützengruppe zusammengefaßt werden. Ausnahmsweise kann ein Scharfschütze auch einzeln eingesetzt werden. Besser ist jedoch, in einem solchen Fall, dem Scharfschützen wenigstens noch einen fähigen Gewehrschützen zur Seite zu stellen. Den Scharfschützen ist durch den Zugführer ein Kampfauftrag zu geben. Im Rahmen dieses Kampfauftrages handeln die Scharfschützen dann selbstständig. Im Rahmen eines Kampfauftrages muß den Scharfschützen die Stellungswahl überlassen bleiben. Es ist ihnen ein "Stellungsraum" oder "Bewegungsstreifen" zuzuteilen. Die Scharfschützen suchen im Rahmen ihres Kampfauftrages stets die gefährlichsten Ziele oder solche, deren Ausfall dem Feind am meisten Schaden zufügt. Der Scharfschütze schießt aus einer Stellung höchstens 3-6 Schuß. Er muß deshalb über mehrere, gedeckt erreichbare Wechselstellungen verfügen. Scharfschützen gehen niemals neben dem MG oder der schweren Panzerfaust in Stellung (Schwerpunktwaffen ziehen feindliches Feuer auf sich und werden leicht aufgeklärt). Werden die Scharfschützen abgesetzt vom Zuge eingesetzt, so kann für sie "freie Jagd" befohlen werden. Der Scharfschütze sucht sich dann seine Ziele selbst und bekämpft sie selbstständig.

Einsatzgrundsätze im Angriff:

Kampfaufträge für die Scharfschützen können sein:

  • Überwachen des Vorgehens
  • Flankensicherung
  • Niederkämpfen besonders gefärhlicher, das Vordringen behinderter Augenblicksziele.

Die Stellungen für Scharfschützen können wie folgt plaziert sein:

  • seitlich vom Zug abgesetzt (Vorbeischießen)
  • rückwärts überhöht (Überschießen)
  • vorgeschoben (Beobachten)

Die Scharfschützen beziehen ihre Stellungen so, daß sie die Annäherung des Zuges bis zur Sturmentfernung überwachen können. Beim Einbruch stürmen die Scharfschützen nicht mit, sie überwachen die Einbruchstelle. Nach gelungenem Einbruch folgen die Scharfschützen oder überwachen aus bisherigen Stellungen. Ihr Augenmerk gilt nun dem Ansatz feindlicher Gegenstöße. Im Stoßtrupp gehören Scharfschützen in den Deckungstrupp. Beim Vorgehen im Wald oder in Ortschaften ohne Überwachung sind Scharfschützen rückwärts einzugliedern, damit sie bei Feindberührung nicht in Nahkämpfe verwickelt werden. Im Nachtkampf ist die Ausstattung zusätzlich mit IR-Fernrohr bzw. BiV-Zielfernrohr vorteilhaft. Die Scharfschützen müssen Fremdlicht ausnützen. Dazu müssen sie die Grundsätze für den Lichteinsatz kennen.

Einsatzgrundsätze in der Verteidigung:

In der Verteidigung finden die Scharfschützen ihr bestes Betätigungsfeld. Der Kampf der Scharfschützen in der Verteidigung erfodert:

  • Geländeerkundung: Durch systematische Geländeerkundung verschaffen sich Scharfschützen eine möglichst genaue Geländekenntnis ihres "Stellungsraumes".
  • Stellungswahl:
    • vor, in oder hinter Stellungen des Zuges, möglichst flankierend
    • markante Punkte sind zu meiden
    • Stellungen sollen gedeckt erreichbar sein
  • Feuervorbereitung: Anlegen einer Zielskizze mit Entfernungsspinne vor dem Gefecht

Wo Lage und Gelände es zulassen, sind Scharfschützen den Gefechtssicherungen zuzuteilen. Einsätze außerhalb des Stützpunktes oder Riegels sind anzustreben (z.B. daneben oder dahiter). Das bietet Gewähr, daß die Scharfschützen nicht in Deckung gezwungen werden, wenn der Feind zum Sturm ansetzt. Scharfschützen können das Ausweichen auf neue Stellungen, das Lösen vom Feind oder aber auch die Aufnahme von Nachtruppen überwachen. Fürt den letztgenannten Kampfauftrag benötigen sie einen ausreichenden Zeitvorlauf, um ihre neuen Stellungen zu erkunden und auszubauen. Im Nachtkampf können die Scharfschützen mit IR-Zielfernrohr oder BiV-Zielfernrohr ausgestattet werden.

Einsatzgrundsätze im Ortskampf:

Scharfschützen in "freier Jagd" bereits am Ortsrand einsetzen, sofern dieser aus taktischen Erwägungen unbesetzt bleibt. Stellungen in der Tiefe der Ortschaft sollen Annäherungswege des Feindes beherrschen. Tiefgelegene Stellungen vergrößern auf nahe Entfernungen (wie meist im Ortskampf) bei tiefen Haltepunkt den Visierbereich und bieten im allgemeinen bessere Möglichkeiten für Stellungswechsel. Hochgelegene Stellungen werden nur bezogen, wenn das Schußfeld bzw. der Beobachtungsbereich dadurch erheblich vergrößert werden. Meist benutzt man eine solche Stellung als Beobachtungsstellung vor Beginn des Kampfes und als erste Stellung bei Kampfbeginn. Anzustreben ist immer eine Stellung, aus der die Scharfschützen auf weite Entfernungen wirken können. Der Kampf auf nahe Entfernung ermöglicht jedem Schützen zu treffen; er befindet sich auf Grund des offenen Visiers sogar im Vorteil gegenüber dem Scharfschützen. Der Scharfschütze feuert aus kleinen Schießöffnungen auf größere Entfernungen(hochgehobene Dachziegel, einzelne herausgebrochene Steine), die er erst bei Schußabgabe enttarnt.

Einsatzgrundsätze im Waldkampf:

Einsatz in "freier Jagd" oder bei den Gefechtssicherungen vor der eigenen Stellung. Aus Baumstellungen können die Scharfschützen gut beobachten, der Arbeitsaufwand für eine solche Stellung ist aber fast nie gerechtfertigt. Aus den selben Gründen wie beim Ortskampf ist eine Stellung anzustreben, die eine Feuertätigkeit auf weite Entfernungen zulassen, also an Schneisen, Lichtungen, Wegespinnen usw., die sich aber leider oft auch als markante Punkte präsentieren und somit Feuer und Beobachtung des Feindes auf sich ziehen. Hier gilt:

Beobachtungsauftrag und Aufnahme des Feuerkampfes aus leichter aufzuklärender Stellung mit gutem Beobachtungsbereich und Schußfeld. Später wird eine weniger gefährdete Stellung mit kleinerem Beobachtungsbereich und Schußfeld bezogen. Niemals Stellungen hinter Holzstößen und markanten Baumstümpfen beziehen. Sie ziehen das Augenmerk sofort auf sich und somit auch das Feindfeuer.

Einsatzgrundsätze im Jagdkommando:

Der Einsatz des Scharfschützen im Rahmen eines Jagdkommandos ist gekennzeichnet durch:

  • Hinterhaltstellungen
  • Niederkämpfen lohnender Ziele im Rahmen der "freien Jagd" oder des Handstreiches
  • Flankierendes Überwachen beim Vorgehen des Jagdkommandos.

Klassische Ziele für Scharfschützen:

Scharfschützen suchen und wählen vorrangig die Ziele, die

  • von ihren Kameraden nicht, oder nur mit hohem Munitionsaufwand bekämpft werden können
  • den Auftrag der eigenen Truppe besonders gefährden und
  • deren Ausfall den Feind besonders empfindlich trifft.

Solche Ziele sind vor allem:

  • Führer aller Ebenen und Kommandanten von Kampffahrzeugen
  • gut getarnte Gewehr-, MG- oder Scharfschützen
  • Beobachter schwerer Waffen
  • alle Soldaten mit besonderem Auftrag wie z.B. Fernmelder, Alarmposten, Melder, Krad-Melder und
  • Bedienungspersonal von wichtigen Waffen, Geräten und Versorgungsfahrzeugen.

Befehlsgebung:

Scharfschützen erhalten ihren Auftrag normalerweise im Rahmen des Gruppenbefehls. Sind mehrere Scharfschützen für einen bestimmten Auftrag zusammengefaßt, oder sind sie mit einem selbstständigen Kampfauftrag eingesetzt, erhalten sie einen gesonderten Befehl der folgenden Form:

  1. Lage
    1. Feind
    2. eigene Truppe, Nachbarn
  2. Auftrag
    1. Zweck des Einsatzes
    2. Raum für Stellungen (oder Platz der Stellung evtl. Wirkungsbereich)
    3. primär zu bekämpfende Ziele
  3. Durchführung
    1. besondere Ausrüstung
    2. Ausbau der Stellungen
    3. benachbarte Scharfschützen, Spähtrupps in ihrem Bereich, Lage eigener Sperren
    4. Melden
    5. Einschränkung der Feuereröffnung
    6. weiteres Verhalten, z.B. bei Feindangriff, beim Lösen vom Feind, im Angriff
    7. Ablösung
  4. Logistik und Sanitätsdienst
    1. Munition
  5. Verbindungen
    1. Übermittlungsart, Zeitpunkt, Empfänger von Meldungen, Sprechtafeln, Funkkreise etc.
    2. vereinbarte Zeichen (wichtig um nicht von eigener Truppe erschossen zu werden!)
    3. Parole und Kennwort
    4. Platz des Führers